Eine leckere Hochzeitstorte gehört zum Fest dazu wie die festlichen Schuhe zum Brautkleid. Ich hatte Gelegenheit, mit der Cake-Designerin Paula von „Schmöckt Guet“ zu sprechen. Sie und ihre Schwägerin Andrea kreieren in ihrem Geschäft wunderschöne Hochzeitstorten, Cupcakes, Sweet Tables und vieles mehr.

Paula und Andrea: Wer seid ihr und wie seid ihr auf die Idee gekommen, euer Geschäft aufzubauen?

Andrea hat meinen Bruder geheiratet und somit ist sie ein Teil meiner Familie geworden. Nun ist sie nicht nur meine Schwägerin,  Freundin,  Anvertraute und Schwester geworden. Wir teilen uns nicht nur unser Geschäft, sondern auch sozusagen den Alltag mit unseren Familien. Wir wohnen in einem Generationenhaus zusammen mit meinen Eltern, essen, lachen, streiten und leben alle miteinander. Nur schlafen..das tut dann jeder bei sich zuhause. Unsere Kindern wachsen alle zusammen auf. Gesamthaft sind wir ein 12-Personen Haushalt. Und nein, wir sind in keiner Sekte oder so.. 🙂

Andrea ist in Brasilien geboren. Seit Generationen wird in ihrer Familie gebacken. Sie hält alle ihre Rezepte in ihrem Herz streng geheim  und darf nun fast täglich das machen, was sie am liebsten tut: Backen. Für sie ist es ganz normal, Feste zu feiern, Kuchen und Guarana ist ein MUSS an jeder Geburtstagsfeier – und wenn du das nicht machst, bist du nicht Brasilianer. Das ist so, wie wenn du in der Schweiz sagst, dass du keinen Käse isst 🙂

Ich bin in Chile geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Essen, gutes Essen war schon immer ein riesen Thema bei uns Zuhause. Alles nur erdenkliche wurde mit einem Familienessen zelebriert. Das tun wir immer noch.

Wie wir auf die Idee von „Schmöckt Guet“ gekommen sind, wissen wir auch nicht mehr ganz genau. Es hat sich so ergeben, sozusagen eine Fusion von verschiedenen Impressionen aus unserer Kindheit, in welcher wir viel gefeiert haben. Konkret wurde es vor 4 Jahren, als meine Mutter ihren 60. Geburtstag feierte und wir ihr den ersten Sweet Table schenkten. Danach folgten verschiedene Aufträge von Geschäftskunden.

Habt ihr schon irgendwelche verrückten oder speziell berührende Dinge mit euren Hochzeitstorten erlebt ?

Jede Hochzeitstorte und jeder Sweet Table ist für uns ganz speziell. In jeder steckt eine Geschichte. Als tiefe Verbundenheit empfinden wir  die Momente, die wir miterleben dürfen, wen die Hochzeitspaare ihren Sweet Table vor sich haben. Besonders schön war, als einmal die Mutter des Bräutigams mich beim abräumen einfach packte und umarmte, um uns danke zu sagen.

Wir haben auch schon eine abenteuerliche Geschichte bei einer Hochzeitstorten-Auslieferung erlebt: Andrea war damals hochschwanger und sie war total überzeugt, dass wir diese 3-stöckige Hochzeitstorte, die mindestens 1 Tonne wog, bereits montiert liefern könnten. Sie wollte es wirklich wissen. Nun ja, der Kuchen war perfekt. Keine Risse im Fondant, perfekt glatte Oberfläche, duftete himmlisch. Also fuhren wir los, die Torte im Gepäckraum, mein Bruder am Steuer, ich auf dem Beifahrersitz, Andrea hinten. Plötzlich begann sie zu schreien: HALT, HALT,HALT.. OMG, der Kuchen fällt in sich zusammen! Der Kuchen hatte zu wenig Stabilisatoren und durch das Gewicht hat er angefangen, in sich zusammen zu fallen. Wir hielten an einer Tankstelle an, um das schlimmste zu verhindern.

So haben wir an der Tanke den Kuchen auseinander genommen. Jemand musste aber diesen Kuchen halten, denn er durfte sich nicht mehr bewegen. Ich war blockiert, Andrea geriet in Panik und fing an zu weinen. Ich wollte diesen Kuchen gar nicht mehr ausliefern. Wir hatten jedenfalls keine Zeit mehr für eine lange Verzögerung, wenn wir den Kuchen termingerecht ausliefern wollten. Also nahm Andrea den obersten Teil auf dem Schoss und ich stieg in den Kofferraum und hielt die zweite Etage fest. So fuhren wir weiter. An der Autobahneinfahrt standen sie da. Noch nie zuvor waren wir in eine Kontrolle geraten, aber an diesem Tag schon!

Und sie hielten uns an. Das typische Klischee, guter Bulle, böser Bulle haben wir erlebt. Der eine sprach mit meinem Bruder, und der andere schaute um das Auto herum. Eigentlich wollte er uns weiterfahren lassen, als der böse Bulle zum anderen sagte: „Häsch gseh, die händ eini im Kofferrumm drin..“  (Den Gesichtsausdruck dieses Mannes werde ich wohl nie vergessen). Er forderte meinen Bruder auf, den Kofferraum zu öffnen. Da war ich. Versteckt wie eine Schwerverbrecherin. Und das einzige, was ich sagen konnte: Es ist wirklich nicht so, wie es aussieht! Ich versuchte verzweifelt, alles zu erklären, machte eins auf Drama und Andrea zeigte ihren vollen Babybauch..nix half. Wir mussten das ganze Protokoll durchmachen mit Personenausweis zeigen, Nachkontrolle, einfach alles. Wir verloren dabei sicher 30 Minuten.

Ich bot dem Polizisten an, Cupcakes für ihn zu backen, wenn er uns mit einer Busse gehen liess. Er lehnte ab: „Die Busse erhalten Sie so oder so, und nein, Cupcakes dürfen wir nicht entgegennehmen. Danke.“  Ich musste raus aus dem Kofferraum und wir kassierten eine Busse von CHF 250.— .  Gottseidank hatte die ganze Geschichte dann doch noch ein Happy End: Der Kuchen war zwar nicht mehr soo perfekt, kam aber heil am Ziel an. Von unserer ganzen Mission Impossible hat hat das Brautpaar gar nichts mitbekommen. Und wir haben unsere Lektion gelernt: Man kann nie genug Stabilisatoren in einen Kuchen tun! Heute lachen wir über diese Geschichte mit dem Kofferraum..naja, was tut man nicht alles für glückliche Brautpaare?

Was ist genau ein Sweet Table?

Stell Dir vor, du bist vor diesem Tisch mit köstlichen Cupcakes, süssen Cakepops, monstermässigen Schokobrownies, luftigen Mousses, fruchtigen Cremen, aromatischen Früchten und als Krönung die (Hochzeits)-Torte!  Du musst dich nicht entscheiden, denn du hast die Wahl zwischen all diese Leckereien. Eine Versuchung nach der anderen. Das ist ein Sweet Table für uns.

Gibt es im Moment einen Trend in Sachen Hochzeitstorten?

Im Moment bekommen wir sehr viele Anfragen von Kunden, die sich für Naked Cakes mit verschiedenen Füllungen oder Torten mit Buttercream oder Ganacheüberzug in einem Vintage-Look interessieren.

Wie spürt ihr im Gespräch mit euren Kunden heraus, was das Richtige für deren Hochzeitsfeier ist? Die Möglichkeiten sind ja fast unendlich.

Wir beginnen mit zuhören. Wir hören ganz genau zu. Das geschieht meistens bei einem Probeessen. Aus unsere Sweet Liste kann dann der Kunde selbst entscheiden, was er seinen Gästen anbieten möchte. Meistens wählen sie zuviele Produkte. Wir geben unsere Empfehlungen ab, basierend aus den Erfahrungen und auch aus weiblicher Intuition. Ich mag es auch, den Kunden genau zu beobachten, wenn sie unsere Desserts und Torten essen. Das verrät mir dann ganz viel. Die Desserts werden saisonal angeboten. Denn im September bekomme ich nicht mehr so frische Erdbeeren wie im Juni/Juli.

 Ihr bietet ja auch Backkurse an: Eignen sich diese auch für Anfänger in der Backstube?

Genau, die Idee war vor allem für Anfänger Kurse anzubieten. Oft wurden wir gefragt, ob wir auch Backkurse und nicht nur Dekokurse geben würden. So haben wir Kurse im Angebot, die von  Backen bis hin  zum Aufbau und eindecken mit Fondant  zeigen soll. Die Kurse finden wieder ab Herbst statt.

Wo holt ihr eure Inspirationen für eure Torten-Kreationen?

Oft aus der Natur, Hochzeitsmagazine und das liebe Pinterest. Aber fast immer nehmen diese Kuchen ihre eigene Form an.

Zu guter Letzt: Was sind eure persönlichen Lieblings-Kuchen?

Andrea liebt Schokolade – für ein Schoko-Fudge-Ganache-Trüffel würde sie meilenweit gehen.  Mein Lieblingskuchen ist ein typischer chilenischer Kuchen, den ich auch heute, mit 42 Jahren, zu jedem Geburstag von meiner Mama bekomme. Er heisst „Torta de mil hojas“ – übersetzt: Tausen-Blätter-Teig, gefüllt mit einer sanften und cremigen „Dulce de leche“ oder wie man in Chile sagt „Manjar“. Er hat mindestens 2 Millionen Kalorien und ist extrem fein 😉

Vielen Dank für das spannende Gespräch, liebe Paula und euch beiden weiterhin viel Erfolg und Freude mit eurem Kuchen-Business!

Alle Bilder in diesem Beitrag sind von Sun Photography